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Waldbau

Aufgabe des Waldbaus ist es, durch Neubegründung und Verjüngung sowie durch Pflege und nachhaltige Holznutzung die Entwicklung des Waldes so zu lenken, dass die vom Waldbesitz und der Gesellschaft festgelegten Funktionen erfüllt werden. Um den Handelnden in der Fläche – Waldbesitzer:innen und Forstleuten – dafür die wissenschaftlichen Grundlagen zu liefern und ihnen bei der optimalen Erfüllung dieser Aufgaben zu helfen, werden in der Abteilung Waldwachstum zahlreiche Versuchsflächen betreut. Die Ergebnisse aus der langjährigen Forschungsarbeit auf diesen Flächen fließen direkt in die entsprechenden Handlungsempfehlungen ein. Es ist eine komplexe Aufgabe, Holznutzung und gute Bedingungen für die nächste Waldgeneration hinsichtlich Licht- und Ressourcenbedarf optimal auszubalancieren. Deshalb arbeiten Fachleute für die Verjüngung, Pflege und Nutzung des Waldes auf diesem Forschungsfeld sehr eng zusammen.

Optimale Verfahren zur Pflanzung neuer Wälder

Das Wissen um die Ökologie von Baumarten spielt im Zuge der Verjüngung und Begründung von Wäldern eine ausschlaggebende Rolle. In Saatversuchen erforschen wir z. B. die Ansprüche an den Oberbodenzustand und die notwendige Lichtmenge für eine optimale Entwicklung der Sämlinge und jungen Bäume. Darüber hinaus unterhalten wir auch Testflächen für die unterschiedlichen Pflanzensortimente und Pflanzverfahren sowie für die Bodenvorbereitung. Die Spanne reicht von der Hohlspatenpflanzung einjähriger Wildlinge über die Verwendung von Ballenpflanzen bis hin zur Pflanzung verschulter und somit schon größerer Eichen in Kombination mit dem Einsatz eines Pflanzbaggers. Besonders im Fokus steht dabei die Wurzelentwicklung in Abhängigkeit vom jeweiligen Pflanzverfahren.

Die fachgerechte Verjüngung – ob mit gezogenem Pflanzenmaterial auf künstlichem Weg oder als Naturverjüngung – legt das solide Fundament für stabile Wälder der Zukunft. Auf dieser Grundlage baut die weitere Waldpflege auf. Ziel sind resiliente, klimaresistente Mischwälder, die auch den durch den Klimawandel verursachten kurzfristigen Schwankungen trotzen können. Auf optimalen Flächen kommen mehrere Baumarten in nicht zu kleinflächiger Mischung vor, um vital und gegen Risiken möglichst unempfindlich zu wachsen. Gleichzeitig sollen die Wälder aus diesen einzelnen Bäumen auch produktiv genug bleiben, um ausreichend Holz in guter Qualität zu produzieren und ein sicherer Speicher für möglichst viel Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu sein.

Differenzierte Waldwachstumsforschung in der Fläche

In waldwachstumskundlichen Versuchen wird deshalb erforscht, wie viele Bäume auf einer Flächeneinheit gepflanzt sowie wie viele und welche davon im Laufe der Zeit entnommen werden sollten, um die Ziele Produktivität, Stabilität und Kohlenstoff-Speicherung bestmöglich zu erfüllen. Dies ist nicht für alle Standorte, alle Baumarten und alle Mischungen aus unterschiedlichen Baumarten gleich. Deshalb gibt es hierzu viele verschiedene Experimente in Wäldern Nord- und Mitteldeutschlands, die gesteuert, gemessen und ausgewertet werden. Diese Versuche werden für die gleichen Baumarten und deren Mischungen in verschiedenen Varianten und Eingriffsstärken durchgeführt.

Können neue Baumarten dem Klimawandel trotzen?

Neben der standortsgerechten Baumartenwahl heimischer Baumarten bekommt die Anbauwürdigkeit von nicht heimischen Baumarten im Zuge des Klimawandels eine immer größere Bedeutung. Aussagen über die Eignung einiger eingeführter Baumarten können wir an der NW-FVA bereits anhand älterer Anbauversuche treffen. Zusätzlich testen wir neu in den Fokus geratene Baumarten wie u. a. Baumhasel, Esskastanie und Hickory sowie bisher seltene heimische Arten.

Forschung beobachtet auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Waldbau

Die Beobachtung solcher Experimente nach festen, nachvollziehbaren Konzepten über viele Jahrzehnte hinweg macht außerdem die Wirkung sich vollziehender Umweltveränderungen messbar. Für alte Waldbestände beantwortet dies die spannenden Fragen der Nachhaltigkeit, wie viel Holz in welcher Zeit geerntet werden kann, ohne die Stabilität der Bestände und grundlegende Belange von Natur- und Umweltschutz zu gefährden. Wichtige Aspekte sind auch der Waldumbau heutiger Reinbestände unter Einbeziehung einer möglichst natürlichen Waldverjüngung, die Hand in Hand mit einer kontinuierlichen, nachhaltigen Holznutzung gehen sollte.