Laufende Projekte
Hutewald
Hutewälder – Verbreitung, Biodiversität und Strategien zur Re-Etablierung einer agroforstlichen Waldnutzung
Die Hutewald-Bewirtschaftung ist ein jahrhundertealtes und heute selten gewordenes agroforstliches Nutzungssystem. Restflächen von Hutewäldern nehmen durch den Wegfall der historischen Nutzung zusammen mit ihrer schützenswerten Biodiversität an spezialisierten Tier- und Pflanzenarten sowie Alt- und Lichtwaldstrukturen immer weiter ab. Dieser Abnahmeprozess ist weitgehend irreversibel, da die meisten Faktoren und Prozesse, die in der historischen Kulturlandschaft zur Entstehung der Hutewälder mit ihrer charakteristischen Biodiversität geführt haben, heute nicht mehr wirksam sind.
Vor diesem Hintergrund stellt die Re-Etablierung von Beweidungssystemen, die sich an der historischen Nutzung orientieren, unter heutigen Rahmenbedingungen eine große Herausforderung dar. Es finden sich nur vereinzelt erfolgreiche Beispiele in Deutschland und im übrigen Mitteleuropa hierfür. Eine Wiederaufnahme der Beweidung ist jedoch die einzige Möglichkeit, Hutewälder mit ihren typischen Arten und Strukturen nachhaltig zu sichern und auf Teilflächen – in der Regel im räumlichen Kontext mit bestehenden Hutewäldern – neu zu entwickeln oder bestehende Biotopinseln zu vernetzen.
Dies erfordert aber, die einmal aufgegebene agroforstliche Nutzung rückgängig zu machen, was aufgrund von rechtlichen Rahmenbedingungen, Vorbehalten der verschiedenen Landnutzenden sowie weiteren Hemmnissen eine große Herausforderung ist. Das Projekt zielt darauf ab, zur Überwindung dieser Hindernisse beizutragen, indem es wissenschaftliche und praktische Erkenntnisse zur Hutewald-Bewirtschaftung integriert und Grundlagen für die Reaktivierung von Hutewäldern in einer dafür geeigneten Modellregion schafft.
Zusammenfassend beinhaltet das Vorhaben die folgenden Bestandteile:
- praxisnahe Aufbereitung von Wissen über Hutewälder in Nordwestdeutschland: Vorkommen, Bewirtschaftung und Naturschutz-Werte
- Erstellung einer aktuellen Karte der ehemals und aktiv beweideten Hutewälder
- zielgerichtete Öffentlichkeitsarbeit
- Aufbau einer Hutewald-„Community of Practice“ in einer ausgewählten Modellregion.
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), Aktenzeichen 38031/01

Wolbeck D., Mölder A., Schmidt M. (2025): Merkmale historischer Hutewälder in Deutschland. AFZ-DerWald 80(2): 12–16. (PDF)
Koppitz C., Herbert J., Mölder A., Wolbeck D. (2024): Historische Nutzung neu gedacht – Warum wir Waldweide und andere historische Waldnutzungsformen als Managementinstrumente in der Schutzgebietskulisse brauchen. In: Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur des Landes Schleswig-Holstein (Hrsg.), Jahresbericht 2024 zur biologischen Vielfalt – Jagd und Artenschutz. Kiel, S. 53–63. (PDF)
Wolbeck, D., Mölder, M. & Schmidt, M. (2024): Perspektiven historischer Hutewälder in Nordwestdeutschland. Artenschutzreport 51. S. 63-67. (PDF)
Wolbeck, D., Gruber, J., Mölder, A., Schmidt, M. (2023): Die Hutewälder und Triften im Reinhardswald – Zustandserfassung und mögliche Perspektiven. Jahrbuch Naturschutz in Hessen 22. S. 33-39. (PDF)
Mölder, A., Wolbeck, D., Schmidt, M., Plieninger, T. (2022): Neues Projekt erforscht Verbreitung, Biodiversität und Strategien zur Re-Etablierung von Hutewäldern. Jahrbuch Naturschutz in Hessen 21: 88-89. (PDF)
Im Rahmen des Projekts wurde in Zusammenarbeit mit „Forst erklärt" das Video „Wald wie im Mittelalter" im Jahr 2024 gedreht. Dieses ist über YouTube zu erreichen.
Projektdarstellung auf der Seite der DBU: www.dbu.de