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Aktuelles

Zukunft der Naturwaldforschung

Anlässlich des 50-jährigen Bestehens von Naturwäldern in Niedersachsen haben Vertreter:innen aus der Wissenschaft, von Forstbetrieben, aus der Forstverwaltung und dem Naturschutz am 18.04.2023 in der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA) über die Perspektiven der Naturwaldforschung diskutiert. Mit rund 120 Teilnehmenden war die Tagung „Zukunft der Naturwaldforschung“ ausgebucht. Am 19.04. wurden die Diskussionen in den Exkursionsgebieten Göttinger Wald und Wildnisgebiet Solling vertieft.

Welche Beiträge kann die Naturwaldforschung für Waldwirtschaft und Naturschutz im globalen Wandel leisten? Diese Frage bildete den Rahmen der Veranstaltung.

In seinem Eröffnungsvortrag fasste Dr. Peter Meyer (NW-FVA) die Erfahrungen und Erkenntnisse aus fünf Jahrzehnten Naturwaldforschung zusammen. Im Anschluss formulierten Prof. Dr. Christian Wirth (Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung), Dr. Anke Höltermann (Bundesamt für Naturschutz), Prof. Dr. Christian Ammer (Universität Göttingen) und Dr. Klaus Merker (Niedersächsische Landesforsten) die Erwartungen an die Naturwaldforschung aus verschiedenen Perspektiven.

Die Vortragenden stimmten darin überein, dass der zunehmenden Unsicherheit im globalen Wandel nur mit einem dynamischen Naturverständnis begegnet werden kann. Vor diesem Hintergrund erfüllt die Naturwaldforschung eine Referenzfunktion, indem sie die Potenziale und Grenzen der eigendynamischen Waldentwicklung deutlich macht. Um zukunftsfähig zu bleiben, muss sie allerdings eine Balance zwischen Kontinuität und Anpassung an neue Zielsetzungen und Methoden finden. Unstrittig war der Wert langfristiger Datenreihen, um aktuelle und zukünftige Fragestellungen zu beantworten. So zeigen die bisherigen Untersuchungen aus Naturwäldern den positiven Beitrag natürlicher Waldentwicklung für die Kohlenstoffspeicherung und die Erhaltung der Biodiversität reifer, naturnaher Wälder.

Der Nachmittag war einer Werkschau laufender Forschungsvorhaben sowie einer vertiefenden Diskussion im Plenum gewidmet. Zunächst stellte Dr. Eike Feldmann die Hauptergebnisse des durch den Waldklimafonds geförderten Vorhabens natWald100 (Auswirkungen natürlicher Waldentwicklung auf Kohlenstoffspeicherung und Biodiversität) vor. Anschließend präsentierten Dr. Laura Zeller (Universität Göttingen) und Dr. Christian Roschak die Ergebnisse des von der FNR geförderten Vorhabens WABI (Einfluss der Waldbewirtschaftung auf die Biodiversität in Wäldern). Den Abschluss des Vortragsteils bildete die Vorstellung des Monitoringkonzepts für die Wälder mit natürlicher Entwicklung der Niedersächsischen Landesforsten durch Dr. Jonas Hagge und Dr. Andreas Mölder (jeweils NW-FVA).

Die anschließende Diskussion im Plenum war durch forst- und naturschutzpolitische Fragen geprägt. Naturwälder und Waldnaturschutz zeigten sich einmal mehr als kontrovers diskutierte Themen. In diesem Spannungsfeld kann die Naturwaldforschung eine allseits akzeptierte objektivierende Funktion wahrnehmen. Daher wurde ihre Fortführung und Stärkung mehrheitlich unterstützt. Relevante Beiträge für Waldwirtschaft und Naturschutz erfordern ein ergebnisoffenes und zu Veränderungen bereites Umfeld.