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Aktuelles

Erfolgreicher Naturschutz im Kleinprivatwald, wie geht das?

Wie können im Kleinprivatwald wirtschaftliche Nutzungen und Naturschutz zum gegenseitigen Vorteil verbunden werden? Welche Rolle spielen dabei die Ziele und Motivationen der Waldbesitzenden? Mit diesen Fragen haben sich Expertinnen und Experten verschiedenster Fachrichtungen auf einem Workshop an der NW-FVA intensiv beschäftigt.

Von den rund 760.000 privaten Waldbesitzenden in Deutschland nennen 92 % Waldstücke ihr Eigen, die kleiner als 10 Hektar sind. Der Kleinprivatwald stellt daher eine sehr bedeutende Waldeigentumsart dar. Aufgrund der kleinteiligen Struktur und der unterschiedlichen Interessen seiner Besitzerinnen und Besitzer wurde im Kleinprivatwald lange Zeit weniger Holz genutzt als im größeren Privatwald oder im Staatswald. Daher wurden in den letzten Jahren deutschlandweit Initiativen und Projekte zur Rohholzmobilisierung in kleineren Beständen gestartet. Zugleich gibt es im Kleinprivatwald aber auch naturschutzfachlich besonders wertvolle Strukturen. Dies gilt speziell für Bestände, die sich aufgrund einer zurückhaltenden Nutzung bisher weitgehend natürlich entwickelt haben oder Strukturen aufweisen, die an historische Bewirtschaftungsformen wie Niederwald gebunden sind.

Vor diesem Hintergrund zielt das Forschungsprojekt „KLEIBER – Kleinprivatwald und Biodiversität: Erhalt durch Ressourcennutzung“ darauf ab, die naturschutzfachlichen Werte im Kleinprivatwald zu identifizieren und Wege aufzuzeigen, wie diese im Rahmen einer auskömmlichen Holznutzung gesichert werden können. Das Projekt wird von 2019 bis 2023 von der NW-FVA zusammen mit dem Lehrstuhl für sozial-ökologische Interaktionen in Agrarsystemen der Universität Göttingen durchführt.

Auf einem Workshop an der NW-FVA, zu dem sich Expertinnen und Experten verschiedenster Fachrichtungen versammelt hatten, wurden am 15. Juni 2023 die Projektergebnisse vorgestellt und intensiv diskutiert.

 

Wie Malin Tiebel (Universität Göttingen) und Peter Hansen (NW-FVA) darstellten, bieten die Heterogenität der Gruppe der Kleinprivatwaldbesitzenden, die damit verbundenen vielfältigen Aktivitäten und Strukturen im Wald sowie der aktuelle sozio-demographische Wandel dieser Besitzgruppe ein hohes Potenzial für eine integrierte naturschutzorientierte Bewirtschaftung. Entsprechende integrative Strategien und Maßnahmen zur Sicherung der für den Waldnaturschutz wertgebenden Strukturen und Lebensräume wurden vorgestellt.

Michael Degenhardt, Leiter des Forstamtes Südniedersachsen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, berichtete in Zusammenarbeit mit Dr. Florian Stockmann, der das Landwirtschaftskammer-Forstamt Weser-Ems leitet, über die Erfahrungen der betreuenden Forstleute mit dem Naturschutz im Kleinstprivatwald. Dabei wurde deutlich, das insbesondere die Umsetzung des Schutzgebietssystems Natura 2000 im kleinteiligen Privatwald sehr schwierig ist.

Dr. Inken Dörfler von der Universität Oldenburg beleuchtete den Wert kleiner Waldflächen für die Biodiversität und stellte heraus, das viele Artengruppen insbesondere von einer vielgestaltigen Kulturlandschaft mit einer Mischung aus Wald- und Offenlandflächen profitieren.

An den Vortragsteil schloss sich ein interaktiver Veranstaltungsteil an, bei dem das Publikum in die Rolle der Besitzenden von Kleinprivatwald schlüpfen durfte. Dabei wurden allen klar, dass eine Ansprache von Waldbesitzenden mit dem Ziel, Naturschutzideen zu stärken, sensibel und vor allem zielgruppengerecht erfolgen muss: also beispielsweise unterschiedliche Typen von Waldbesitzenden berücksichtigen.

In der abschließenden Diskussion wurde deutlich, wie wichtig eine solide Vertrauensbasis zwischen Waldbesitzenden, Forstleuten und dem Naturschutz ist, um die Biodiversität im Kleinprivatwald erfolgreich zu schützen und zu entwickeln. Dazu sind auf den Kleinprivatwald abgestimmte Instrumente des Naturschutzes nötig, wie beispielsweise spezielle Angebote des Vertragsnaturschutzes, an denen es aktuell jedoch noch mangelt.

Förderhinweis

Das Projekt „KLEIBER – Kleinprivatwald und Biodiversität: Erhalt durch Ressourcennutzung“ wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) im Förderprogramm „Nachwachsende Rohstoffe“ aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert (FKZ 22001218 und 22023218).