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Wälder und Holzprodukte als Kohlenstoffspeicher: Forstliche Forschungsanstalten formulieren 13 Thesen

Wie können Wälder und Holzprodukte einen Beitrag zum Klimaschutz leisten – und wo liegen die Grenzen? Mit dieser Frage beschäftigte sich die Kohlenstofftagung, die im März 2025 in Göttingen stattfand. Auf Grundlage der Ergebnisse der Tagung formulierten die Leiterinnen und Leiter deutschsprachiger forstlicher Forschungsanstalten 13 Thesen. Diese setzen ein deutliches Signal für die forstliche Forschung und die Klimapolitik.
Wälder leisten viel – aber sie stoßen an Grenzen
Wälder binden durch ihr natürliches Wachstum Kohlenstoff und speichern ihn im Holz und Boden. Klimawandel, Dürre, Stürme und Schadinsekten erhöhen jedoch das Risiko, dass dieser Kohlenstoff plötzlich und unkontrolliert wieder freigesetzt wird. Das Fachgremium der deutschsprachigen forstlichen Forschungsanstalten, zu denen neben Forschungseinrichtungen der Bundesländer auch das bundeseigene Thünen-Institut für Holzforschung, die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft und das österreichische Bundesforschungszentrum für Wald gehört, betont daher: Wälder sind keine unerschöpfliche Kohlenstoffsenke. Die Steigerung des Kohlenstoffspeichers im Holzvorrat nachhaltig bewirtschafteter Wälder ist daher nur sinnvoll, wenn dadurch nicht andere wichtige Waldfunktionen gefährdet werden. Ein einseitiger Fokus auf die Maximierung des Waldkohlenstoffspeichers durch die Steigerung des Holzvorrates ist fachlich nicht zu empfehlen.
Aktive Bewirtschaftung sichert Klimaleistung
Nachhaltige Forstwirtschaft bedeutet, Wälder gezielt an den Klimawandel anzupassen und seine Funktionen zu erhalten, etwa durch standortsgerechte Baumarten, stabile Mischwälder und verantwortungsvolle Holznutzung. So wird Kohlenstoff sowohl im Wald als auch in Holzprodukten gespeichert. Die Summe aus beiden Speichern gilt es zu erhöhen. Gleichzeitig können zusätzliche Emissionen vermieden werden, wenn durch Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern andere Materialien oder fossile Energieträger ersetzt werden, die klimaschädlicher sind. Erstaufforstungen, also die Neubegründung von Wald auf zuvor anderweitig genutzten Flächen, können einen Beitrag zum Klimaschutz leisten – sofern in unseren Landschaften geeignete Flächen dafür zur Verfügung stehen.
Realistische Klimaziele und klare Verantwortung
Die nationalen Klimaziele im LULUCF-Sektor (Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft) sind kritisch zu prüfen. Angesichts zunehmender Störungen erscheinen die derzeitigen politischen Zielvorgaben nicht überall realistisch erreichbar. Klimaschutz muss alle Sektoren gleichermaßen in die Verantwortung nehmen.
CO2-Zertifikate
Waldbezogene CO2-Zertifikate können nur dort sinnvoll sein, wo sie echte zusätzliche Kohlenstoffbindung erreichen, etwa durch Aufforstung oder Waldumbau. Zertifikate, die allein auf das Wachsen von bestehenden Wäldern setzen, bergen dagegen Fehlanreize und erhöhen die Risiken durch unkontrollierbare Störungen.
Fazit
Die forstlichen Forschungsanstalten unterstreichen, dass Wälder und Holzprodukte wichtige, aber nicht unerschöpfliche Beiträge zum Klimaschutz leisten. Entscheidend sind angepasste, naturschonende und nachhaltige Bewirtschaftungsmaßnahmen. Wichtiger denn je sind die Stärkung der Resilienz und die Verknüpfung von Wald- und Holzstrategien mit anderen Klimaschutzmaßnahmen.
Der Flyer mit den 13 Schlussfolgerungen der Leiterinnen und Leiter deutschsprachiger forstlicher Forschungsanstalten (PDF, 1 MB) fasst die Ergebnisse der Kohlenstofftagung und die Thesen des Fachgremiums zusammen.
Flyer of the 13 conclusions drawn by the heads of German-speaking forestry research institutes in English (PDF, 1 MB)
