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Pressemitteilung: Waldforschung beschreitet neue Pfade

Im niedersächsischen und thüringischen Harz sowie in Niederbayern wird das Waldmanagement der Zukunft entwickelt. Dort entstehen aktuell drei sogenannte Waldreallabore – Wälder, in denen neue Methoden der Waldforschung erprobt und unter Echtzeitbedingungen Daten gesammelt werden. Ziel ist es, mit den Waldreallaboren eine bundesweit einheitliche Versuchsplattform zu schaffen, die dazu dient, inter- und transdisziplinär neue Management-Ansätze für die stark geschädigten und anfälligen Fichtenstandorte der deutschen Mittelgebirge zu erproben und den natürlichen Klimaschutz in den Waldökosystemen zu optimieren.
Die Waldreallabore bilden den zentralen Ausgangspunkt des neuen Forschungs-Praxis-Netzwerks SURVEY, das vom Thünen-Institut für Waldökosysteme und vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung koordiniert wird. Als Projektpartner beteiligt sind das Forstliche Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha/ThüringenForst, die Ludwig-Maximilians-Universität München, die Technische Universität München, die Technische Universität Dresden und das Julius-Kühn-Institut.

In den drei über Deutschland verteilten Mittelgebirgsregionen werden Flächen nach einheitlichem Muster beforscht und alle Akteurinnen und Akteure rund um den Wald daran beteiligt. Verschiedene Waldmanagementszenarien unterschiedlicher Bewirtschaftungsintensität werden untersucht, indem Waldflächen ausgewählt werden, die sich natürlich entwickeln sowie Flächen, die aktiv wiederbewaldet werden, u. a. mit Baumarten, die nach derzeitigem Wissensstand besonders widerstandsfähig gegenüber veränderten klimatischen Bedingungen sind. Von den Flächen werden „digitale Zwillinge“ erstellt, um Simulationen zum Einfluss von Klimaveränderungen und Bewirtschaftungsmaßnahmen auf den Wald durchführen zu können. Die vor Ort gewonnenen Ergebnisse können mit Hilfe von Fernerkundung, Künstlicher Intelligenz und weiteren Geodaten, wie z. B. digitale Boden- und Standortsdaten, auf größere Waldflächen übertragen werden. So entsteht ein überregionales Modell für Wälder des Mittelgebirgsraums, die von Fichten geprägt und dadurch sehr anfällig für Schäden sind.
Der Direktor der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt Dr. Ralf-Volker Nagel sieht in dem Verbundvorhaben eine einmalige Chance, die Waldforschung in Deutschland neu auszurichten und eine bundesweit synchronisierte Weiterentwicklung der Waldbeobachtung herbeizuführen: „Nur durch harmonisierte Untersuchungsprogramme über Länder- und Institutionsgrenzen hinweg und die Erprobung neuer und innovativer Methoden können wir in einer sich schnell wandelnden Umwelt verlässliche Grundlagen und Empfehlungen für die nachhaltige Waldbewirtschaftung schaffen.“
Das vom Bundesministerium für Forschung, Technik und Raumfahrt (BMFTR) über den Projektträger PTJ geförderte Projekt ist am 1. Juni 2025 gestartet und läuft drei Jahre. Eine Weiterführung der etablierten Waldreallabore darüber hinaus wird angestrebt.
Die folgenden Bilder können kontextbezogen verwendet werden:
Foto 1 (jpg-Datei, 5 MB):
Bildunterschrift: Die großflächigen Schäden an Fichtenbeständen in Mittelgebirgen sind eine bedeutende Herausforderung für ein klimaangepasstes Waldmanagement. Im Vordergrund des Bildes ist ein frisch geräumter Fichtenbestand zu erkennen. Am linken Bildrand ein Bereich mit Dürrständern (abgestorbene Fichten) und im Hintergrund aktuell noch vitale Fichtenbestände (Foto: Olaf Schwerdtfeger).
Foto 2 (jpg-Datei, 5 MB):
Bildunterschrift: Bodenprofil mit installierten Saugplatten zur kontinuierlichen Gewinnung von Sickerwasserproben auf Kalamitätsflächen. Durch sie kann die Sickerwasserqualität bei unterschiedlichen Managementintensitäten (z. B. Vergleich Räumung der Fläche, Dürrständer…) kontinuierlich überwacht und bewertet werden (Foto: Bernd Ahrends).