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Pressemitteilung: Publikation zu alternativen Baumarten – Eine Orientierungshilfe für den Waldumbau im Klimawandel
Angesichts der zunehmenden Klimarisiken für den Wald wie Dürre, Sturmereignisse und Schädlingsbefall kommt der Baumartenwahl künftig noch mehr als bisher eine zentrale Rolle beim Aufbau resilienter, stabiler und multifunktionaler Wälder zu. Die Erweiterung der Baumartenpalette durch geeignete alternative Baumarten trägt potenziell zur besseren Risikoverteilung und höheren Strukturvielfalt der Wälder in Nordwestdeutschland bei und leistet so einen Beitrag zur fachlich fundierten Baumartenwahl im klimagerechten Waldumbau.
Zur Analyse der Eignung potenziell in Frage kommender alternativer Baumarten hat die NW-FVA auf Grundlage umfassender Auswertungen von Versuchsflächen in Nordwestdeutschland sowie einer detaillierten Literaturrecherche die Anbauwürdigkeit zahlreicher alternativer Baumarten nach einheitlichen Kriterien bewertet. Diese umfassten neben ökologischer Zuträglichkeit, Produktivität, Standortanpassung und waldbaulicher Integrierbarkeit insbesondere auch Merkmale der Anpassungsfähigkeit an künftig erwartete Klimaverhältnisse sowie einer potenziellen Invasivität. Überprüft wurden außer nicht heimischen Baumarten aus dem Mittelmeerraum, Vorderasien oder Nordamerika auch seltene heimische Baumarten, die waldbaulich bisher wenig Beachtung fanden.
Die Ergebnisse dieser umfassenden Untersuchungen sind in der o. g. Publikation erstmalig veröffentlicht worden. Darin wird jede der untersuchten Baumarten in einem „Steckbrief“ beschrieben und bezüglich der Anbauwürdigkeit bewertet. In diesem Werk ist der beste derzeit verfügbare Wissensstand zu den untersuchten Baumarten zusammengestellt. Die Autoren betonen ausdrücklich, dass der Bewertung eine einheitliche Systematik zugrunde liegt, die sowohl vorhandene Erkenntnisse umfassend einbezieht als auch noch bestehende Unsicherheiten aufzeigt. Letztere resultieren für bestimmte Baumarten aus einem bisher sehr geringen Umfang des Anbaus und dadurch stark eingeschränkten Beobachtungsmöglichkeiten. Hinzu kommen die Unsicherheiten bezüglich des Anpassungsvermögens der untersuchten Baumarten bei weiter fortschreitenden Klima- und Standortveränderungen.
Die Forschung zu den alternativen Baumarten ist damit nicht abgeschlossen, sondern bleibt ein fortschreitender Erkenntnisprozess. „Nur durch kontinuierliche Forschung, sorgfältiges Monitoring und ein umsichtiges Vorgehen können wir Wälder entwickeln, die widerstandsfähig gegenüber Klimastress sind und langfristig ihre vielfältigen Funktionen für Natur und Gesellschaft erfüllen“, betont Dr. Ralf-Volker Nagel, Direktor der NW-FVA.
„Unsere Ergebnisse haben aufgezeigt, bei welchen Baumarten künftig ein intensiverer Forschungsbedarf besteht. Zudem sollte durch einen wissenschaftlich begleiteten Anbau bestimmter Baumarten erforscht werden, welche Baumarten sich als Mischbaumarten eignen, um die waldbaulichen Erfahrungen zu erweitern“, erklärt Stefan Lieven, wissenschaftlicher Mitarbeiter der NW-FVA. Derzeit bleibt der Kenntnisstand zu vielen Arten noch unvollständig und vorläufig.
Die 316 Seiten umfassende Veröffentlichung „Anbauwürdigkeit und ökologische Zuträglichkeit alternativer Baumarten in Nordwestdeutschland“ steht als PDF-Datei (42 MB) zum Download bereit.
Die folgenden Fotos können kontextbezogen im Rahmen der Pressearbeit verwendet werden:
Foto 1 (jpg-Datei, 7 MB):
Die Schindelrindige Hickory (Carya ovata), ein Laubbaum, bildet gerade, schlanke Stämme mit hochwertigem Holz aus und könnte eine Ergänzung in der Baumartenpalette sein (Foto: S. Lieven).
Foto 2 (jpg-Datei, 6 MB):
Der Riesenlebensbaum (Thuja plicata), ein Nadelbaum, überzeugt mit seiner Bodenpfleglichkeit, seiner hohen Massenleistung und guten waldbaulichen Eigenschaften (Foto: S. Lieven).