Zum Hauptinhalt springen

Aktuelles

Pressemitteilung: Kontinuierliche Waldforschung unentbehrlich

Ministerpräsident Stephan Weil informierte sich am 28. Februar 2024 in Göttingen über die aktuelle Waldforschung. Diese soll durch den Neubau des Umweltlabors der NW-FVA mit Finanzmitteln des Landes Niedersachsen gestärkt werden.

Langfristiger Forschungs- und Finanzierungsbedarf

Dr. Thomas Böckmann, Direktor der NW-FVA, nutzte die Gelegenheit, ein Thema anzusprechen, das derzeit vielen Einrichtungen der Waldforschung Sorgen bereitet. Die Bundesregierung hat, um notwendige Einsparungen vorzunehmen, zum Jahresanfang den Waldklimafonds (WKF) „auslaufend gestellt“. Damit fallen künftig ca. 80 Mio. Euro Fördergelder für die Waldforschung im Bereich Klimawandel in Deutschland weg. „An der NW-FVA laufen derzeit 15 WKF-geförderte Projekte mit einem Gesamtvolumen von 2,3 Mio. € für 2024. Dies entspricht rund 50 % unseres gesamten Drittmittelvolumens für 2024, welches uns demnächst wegbrechen wird. Bereits begonnene Projekte können zwar noch zu Ende geführt werden, neue Projekte jedoch nicht mehr starten“, fasste Böckmann zusammen. Er appellierte an die Politik, zeitnah eine neue Förderinitiative für die Waldforschung vor dem Hintergrund des Klimawandels und damit für die Sicherung zukunftsfähiger Wälder zu schaffen.

Auf einem Rundgang besichtigte Weil unter anderem die Dauerzucht einer Schmetterlingsart. Die Raupen des „Kiefernspinners“ (Dendrolimus pini L.) fressen an den Nadeln älterer Kiefern und können, wenn sie gute Vermehrungsbedingungen vorfinden, tausende Hektar von Kiefernwäldern stark schädigen oder sogar zum Absterben bringen. Solche Massenvermehrungen können bisher nur unter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bekämpft werden. In einem vom Bundeslandwirtschaftsministerium geförderten Forschungsprojekt wird an der NW-FVA derzeit ein biologisches Verfahren entwickelt, bei dem die Eier des Kiefernspinners durch eine Erzwespenart parasitiert werden. Auf diese Weise können keine Raupen des Kiefernspinners mehr schlüpfen. Dr. Rainer Hurling, stellvertretender Leiter der Abteilung Waldschutz, hob hervor, dass eine solche Verfahrensentwicklung durchaus zehn oder auch 15 Jahre dauern kann. Daher müsse die Waldforschung finanziell und personell langfristig ausgestattet werden. Die üblichen Förderzeiträume von im Durchschnitt ca. drei Jahren reichen häufig nicht aus, um komplexe Fragestellungen zu beantworten.

Jährlich 10.000 Proben

Beim Besuch des Umweltlabors veranschaulichte der Laborleiter Dr. Theodor Alpermann mit seinen Kolleginnen und Kollegen, wie und mit welchen Geräten anorganisch-chemische Analysen von Boden-, Humus-, Pflanzen- und Wasserproben durchgeführt werden. Jährlich werden rund 10.000 Proben analysiert. Die Daten fließen u. a. in laufende nationale und internationale Umweltmonitoring-Programme ein. Sie dienen der außerordentlich wichtigen Beobachtung und Analyse des Zustandes und der Entwicklung der Umwelt in nordwestdeutschen Wäldern. Darüber hinaus werden die Daten im Rahmen von Forschungsprojekten der fünf Abteilungen der NW-FVA und zur fachlichen Beratung von Waldbesitzenden, Forstbetrieben, Verwaltungen und der Politik genutzt.

Das Fazit von Ministerpräsident Weil nach zweieinhalb Stunden intensiver Fachgespräche lautete: „Der Klimawandel wirkt sich auch auf unsere Wälder erheblich aus und erfordert einen beschleunigten Umbau der Waldbestände. Die Frage, welche Baumarten den steigenden Temperaturen, längeren Trockenperioden, heftigen Stürmen, neuen Schädlingen und Krankheiten trotzen können, kann nur auf einer wissenschaftlich fundierten Grundlage beantwortet werden.“ Abschließend verteilte der Ministerpräsident noch ein Lob an die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: „Die Arbeit der renommierten Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt ist von unschätzbarem Wert. Waldbesitzende sowie Försterinnen und Förster nutzen die Erkenntnisse der Waldforschung in Göttingen und Hann. Münden und sie wissen sehr genau, was sie an der NW-FVA haben.“